Schlingerkurs und lange Bremswege

26. Oktober 2023

Mal muss Gartenerde transportiert werden, mal Baustoffe. Für solche Transportaufgaben bieten beispielsweise Baumärkte Mietanhänger an. Ungeübte Autofahrer sollten aber bei deren Einsatz sehr vorsichtig zu Wege gehen und vor der Fahrt einen Blick auf den eigenen Führerschein werfen. Besitzer der alten Klasse 3, die vor dem 1. Januar 1999 erworben wurde, dürfen Anhänger bis zu 3,5 Tonnen Gesamtgewicht an den Haken nehmen. Wer dazu noch die Erweiterung 79.06 hat, darf darüber hinaus auch Anhänger über 3,5 Tonnen ziehen. Das Gespann kann insgesamt bis 7,5 Tonnen schwer sein. Inhaber der EU-Führerscheinklasse B sind mit Anhängern bis 750 Kilogramm oder einem Gesamtgewicht des Gespannes von 3,5 Tonnen mit dabei“, steckt der TÜV SÜD-Fachmann Alexander Bausch den Rahmen des Erlaubten ab. Wer mehr ziehen möchte, benötigt die Klasse BE („E“ steht für Anhänger-Zusatzberechtigung). „Am besten beim Vermieter nachfragen, ob die Klasse B ausreicht oder ob die Klasse BE erforderlich ist“, empfiehlt Bausch.

Daneben spielt vor der Gespannfahrt die Stützlast des Hängers eine entscheidende Rolle. „Die lässt sich beispielsweise mit einer Personenwaage überprüfen, da die maximale Stützlast meist bei 100 Kilogramm liegt“, schildert der TÜV SÜD-Fachmann seine Erfahrungen. Was zulässig ist, steht in der Bedienungsanleitung, in den Fahrzeugpapieren und auf den Typenschildern, die am Anhänger sichtbar angebracht sind. Wird überladen, kann es teuer werden. Bei einer Überschreitung um mehr als 30 Prozent drohen ein Bußgeld von 235 Euro und ein Punkt in Flensburg.

Ungeübte Gespannfahrer stellt erfahrungsgemäß das veränderte Fahrverhalten vor Herausforderungen und um zu verhindern, dass der beladene Anhänger beim Bremsen oder in einer Kurve ausbricht, muss die Ladung richtig verstaut und gesichert sein. „Schwere und feste Ladungsteile gehören unbedingt auf den Boden des Anhängers“, erklärt Bausch. Außerdem empfiehlt er, auf dem Boden des Anhängers eine rutschfeste Unterlage zu platzieren, damit die Ladung an ihrem Platz bleibt. Vorgeschrieben ist, die Ladung mit Zurrgurten zu sichern. Leichte Frachten wie etwa Laubblätter oder Äste sollten mit Netzen abgedeckt werden, um zu verhindern, dass diese während der Fahrt aus dem Anhänger geweht werden. Ebenso unerlässlich für die Sicherheit während der Fahrt ist eine gleichmäßige Beladung.

Angesichts vereinfachter gesetzlicher Vorschriften für den Anbau werden Anhängerkupplungen oftmals im Internet bestellt und selbst montiert. „Dies funktioniert mitunter nicht oder erzeugt erhebliche Sicherheitsprobleme“, schildert der TÜV SÜD-Fachmann seine Beobachtungen. Schon die Auswahl der richtigen Kupplung und der exakt passenden Verkabelung sei eine Sache für Profis. Ein und derselbe Autotyp kann je nach Karosserieform – Limousine oder Kombi – unterschiedliche Versionen benötigen. Fachmännischen Rat empfiehlt der TÜV SÜD-Fachmann darüber hinaus bei den notwendigen elektrischen Anschlüssen. Von sogenannten Universal-Kabelsätzen rät er ab. Sie können beispielsweise die Elektronik empfindlich stören. Überhaupt ist in vielen Fällen ein Umprogrammieren der Software im Auto nötig, etwa dann, wenn es spezielle Anhänger-Funktionen für das ESP gibt oder zum Aktivieren der Lichtfunktionen.